Altes Leben

Manchmal, wenn es sich machen lässt, treffe ich mich mit Ex-Kollegen.

Meistens wenn wir gemeinsam auf den Schießstand fahren, und, wie in alten Zeiten, vergleichen wer von uns die ruhigste Hand hat… 😉

Es handelt sich dabei um Leute, mit denen ich teilweise 25 Jahre zusammengearbeitet habe, und mit denen mich eine gewisse, wenn auch nicht innige Freundschaft verbindet.

Die ich noch aus einem anderen Leben kenne. Einem Leben in dem „alles“ in Ordnung war, und ich weder emotional noch finanziell meine Grenzen ausloten musste um zu überleben.

Und ein Leben in dem mein Arsch – gefühlt – doppelt so gross war. 😉

Ein Leben „davor“.

Selbst wenn es mir selber, im „Normalbetrieb“, nicht so sehr auffällt, zeigen mir diese Treffen dann auf, wie ich mich doch in den Jahren verändert habe.

Nach dem Verlust von Mrs.G. und meinem damaligen Job.

Damit meine ich vor allem, dass ich jetzt vieles anders sehe. Ich bin (noch) zynischer geworden, aber auch ruhiger. Meine Emotionen brauchen deutlich länger um hochzukommen.

Ich sitze – unbewusst – wohl immer noch mit vollem Gewicht meiner Persönlichkeit auf dem metaphorischen Stöpsel, der den sprudelnden emotionalen Champagner in der Flasche hält.

Andererseits ist das Verhältnis zueinander deutlich lockerer geworden, seit wir eben keine Kollegen mehr sind, und daher bei unseren Treffen nicht mehr über die Arbeit reden.

Wir plaudern jetzt mehr über die Kinder, die Hobbies, die Urlaube, und wir vergleichen wer von uns schon die meisten grauen Haare hat (nicht ich 😉 ), und wer den grössten Bauch hat (nicht mehr ich 😉 ).

Und nach dem abend weiss ich dann wieder, dass ich mein altes Leben – mit einer naheliegenden Ausnahme 😥 – eigenlich nicht mehr zurück haben will.

Ich fühl mich, in meiner neuen Rolle, durchaus entspannter und wohler.

Auch wenn es manchmal – emotional und finanzell – ein wenig zwickt.

Aber das geht ja auch wieder vorbei.

Love, Peace & Rückschau,

G. 😎

Selektives Tourette

Ich hab irgendwie eine geteilte Persönlichkeit.

Nicht „gespalten“, also nicht komplett geschieden, aber zumindest zeitweise getrennt lebend. 😉

Einerseits bin ich emotional ein Intensivreagierer. Ich gehe schnell hoch, komm aber auch genau so schnell wieder runter.

Andererseits bin ich – über die Jahre und Jahrzehnte – zu einer Art sozialisiertem Vulkanier geworden.

Emotionen passieren mir coram publico kaum.

Die meisten zumindest.

Also: Keine Negativen.

Wenn ich mir agressiv-verbale Entgleisungen erlaube, dann kann man davon ausgehen, dass ich die anwesenden Personen, wenigstens grösstenteils, schon länger bzw. näher kenne.

Gegenüber Fremden bleibt die Mauer zu.

Teilweise ist das die Folge von 30 Jahren im Kundenservice, in denen man einfach die Selbstkontrolle lernt, weil man sonst nicht nur selbige, sondern auch den Job los ist, und wohl auch eine Nachwirkung der frühschulischen Erfahrung, dass die anderen Kinder einen um so mehr hänseln, je höher man an die Decke geht… 😉

Also ist da bei mir einerseits der Gemütsmensch, dem es – unglaublich lange – möglich ist die Contenance zu bewahren, und der die Geduld in seinem Knochenmark integriert zu haben scheint, und auf der anderen Seite ein hochexplosives Temperamentsbündel, der schon mal in einer schnellen, emotionalen Aufwallung ein Glas an die Wand drischt.

Wobei – SO heftig wird’s bei mir selten.

Der letzte Ausbruch dieser Art war beim Ableben von Mrs.G. – einfach weil meine Wut, auf das Leben, das Univerum und Alles – in dem Moment zu heftig war. 🤷‍♂️ Das war aber dafür ein emotionaler Ausritt der sich sehen lassen konnte. Also echt.

Die niedrigere Stufe ist bei mir allerdings alltäglich allgegenwärtig. Knapp unter der Oberfläche.

Wenn ich allein bin.

Daheim.

Da wird geflucht, geschimpft (vor allem mit mir) und kreativ beleidigt (@ meine Kunden).

An einem ungeschickten Tag, wenn ich z.B. zuerst den Kaffee verschütte, und dann womöglich beim Aufwischen über den Mop stolpere (man kennt das ja), dann kommen mir, 1-3 sprachig, Kraftausdrücke über die Lippen, bei denen die Fliegen tot von der Wand fallen, und das bunte Klopapier vor Scham erblasst.

Jeder der mich in diesen 5 Minuten erlebte, wäre dann sicher des Glaubens, ich litte an „La Tourette“ in terminaler Ausprägung. 😉

Danach geht’s dann recht bald eh wieder.

Siehe oben – Intensivreagierer.

Fakt ist – ich habe im Laufe meines Lebens mich selbst immer brutaler, lauter und tiefschubladiger verflucht und beschimpft als jeden anderen.

Und wer mich kennt, weiss was das heisst. 😉

Love, Peace & expletiver Thesaurus,

G. 😎

„Wacken“

Boaaaaahhhhh…… 😀

Wie Geil!

Ich gebe ja zu, das Wacken Open Air (WOA) weckt bei mir sehr heftige Emotionen.

Vor einigen Jahren hat es mich, nach dem Tod meiner Frau aus der Depression geholt, und bei jedem Besuch dort fühle ich mich danach zwar körperlich zerstört, aber geistig um 20 Jahre jünger.

Und diesmal war es noch ärger.

Trotz überall spürbarem Personalmangel und den dadurch entstehenden Wartezeiten.

Die erste zarte, einsame Träne hab ich im Augenwinkel zerdrückt, als ich (nach 3 Jahren Wartezeit, und 3 Stunden im Anfahrtsstau vom Flughafen Hamburg) aus dem Bus ausgestiegen bin, und ein riesiges Plakat mit „Welcome Home“ beim Eingang gesehen habe. 😉

Bei der Wartezeit zur Ausgabe der Festivalbändchen (auch um die 3 Std. 🙄 ) , haben uns wildfremde Leute einfach mal eine Flasche Mineralwasser in die Hand gedrückt, da man OHNE das Chipbändchen noch nicht mal ein Bier kaufen konnte.

Die Jungs waren Lebensretter, bei 30° in der prallen Sonne.

Aber: Keiner hat gedrängelt, alle haben sich brav angestellt, und in der Schlange wurde geplaudert, gescherzt und niemand ist ungut aufgefallen. Metalheads sind grossartig.

Und überhaupt – das Feeling, die „Vibes“ – unglaublich.

Als Metalhead im „echten Leben“ ist man ja immer einen Zentimeter neben der Spurrille, in der alle Anderen durchs Leben fahren.

Nicht viel, nicht auffällig, aber man ist immer einen HAUCH anders.

Man hört andere Musik, trägt ein bisschen andere Kleidung, und besucht andere Konzerte als „der Durchschnitt“.

Und in Wacken, tja, da kann man direkt HÖREN wie es leise „klickt“, und man plötzlich unter lauter Gleichgesinnten da steht.

Man gehört dazu.

Man ist dort wo man hingehört.

Wenn man dann im Infield, vor der Hauptbühne, steht und die Band „Skyline“ (die Hausband vom WOA-Mitbegründer Thomas Jensen), haut einem mit voller Wucht die Jubiläumshymne „This is W:O:A“ um die Ohren, während neben einem zehntausende Andere aus voller Kehle mitsingen, dann bleibt kaum ein Auge trocken. (Meins auch nicht. 😉 Ich hab geheult vor freude, als hätt ich grad im Lotto gewonnen … 🤷‍♂️)

Oder – wie es einer meiner erstmaligen WOA-Mitreisenden definiert hat: „Ich fühl mich grade wie ein Moslem der zum ersten mal nach Mekka kommt.“

Was es ziemlich auf den Kopf trifft.

Man hat plötzlich das Gefühl, man wäre teil einer grossen Familie, und das WOA ist ein Familientreffen nur mit den Leuten, die man mag.

Man hat gemerkt, die Community war regelgrecht ausgehungert, nach den Coronajahren.

Jeder wollte einfach nur Spass haben.

Ein Feeling wie auf Woodstock, nur mit härterem Sound. 😀

4 Tage nur freundliche Gesichter gesehen.

4 Tage kein Streit, kein Stress…und kein Schlaf. 😉

(Wie oben erwähnt. Mein Körper ist noch am regenerieren. )

Aber mein Kopf ist immer noch dort.

Ich hab Wacken im Kopf. 😀

Und nächstes Jahr…

…sind wir wieder dabei. 🤘

Love, Peace & Heavy Metal,

G. 😎 🤘